Grußwort von Prof. Dr. rer. pol. Wolfgang Theodor Wessels

WesselsObwohl durch die Ausarbeitung des Vertrags über eine Verfassung für Europa (VVE) die Europäische Union (EU) demokratischer, effizienter und transparenter gestaltet sein sollte, ist auch nach der Verabschiedung des so genannten Verfassungsvertrags festzustellen, dass die EU nach wie vor mit der folgenden Problemkonstellation konfrontiert ist: Zum einen nimmt sie auf weite Bereiche des Lebens ihrer Bürger Einfluss und regelt dieses nachhaltig. Zum anderen wird sie dabei von vielen als (bürger-)fernes, bürokratisches Konstrukt empfunden und stellt für diese eine von außen scheinbar nicht greif- oder kontrollierbare Institution dar. Dieses Phänomen wird durch zwei parallele Prozesse noch verstärkt: erstens, der Beitritt neuer Mitgliedstaaten und, zweitens, die Verabschiedung immer neuer Rechtsgrundlagen. Beide Prozesse führen zu einer wachsenden Komplexität der Europäischen Union. Zahlreiche Menschen reagieren daher auf die Europäische Union mit einer gewissen (Europa-)Skepsis oder auch Desinteresse.

Angesichts der bevorstehenden Ratifizierungsprozesse in vielen Staaten aber auch um die Akzeptanz der EU durch ihre Bürger zu fördern, wird dadurch die Notwendigkeit generiert, das System, die Entscheidungsprozesse und Wirkungs- und Einflussmechanismen der Europäischen Union transparent zu präsentieren. Ziel dessen ist es, das Wissen und das Verständnis über diese Kernelemente und Verfahren der Europäischen Union ihren Bürgern zugänglich zu machen. Zudem gilt es, zwischen den Bürgern der einzelnen Mitgliedstaaten Kommunikations- und Austauschkanäle zu eröffnen, um auf dieser Ebene einen Dialog über und das Verständnis der EU und der in ihr zusammen lebenden Bevölkerungsgruppen zu fördern. Damit sollen einerseits politische, wirtschaftliche, kulturelle und andere Gemeinsamkeiten erfahrbar, aber auch andererseits Unterschiede begreifbar gemacht werden.

Jugendliche zählen bei dieser Aufgabe zu einem zentralen Adressatenkreis. Die Zusammenarbeit mit ihnen bildet, wie meine eigenen Erfahrungen aus meiner universitären Lehr- und Forschungsarbeit gezeigt haben, eine nachhaltige Möglichkeit, die Ziele eines vertieften Verständnisses über die Tätigkeiten, Mechanismen und Ziele der EU sowie der Verankerung des europäischen Gedankens und Toleranz im Bewusstsein aller zu verwirklichen. Hierzu leisten Jugendorganisationen, wie Jugend bewegt Europa , einen entscheidenden Beitrag. Besonders hervorzuheben sind die Aktivitäten von Jugend bewegt Europa zur Förderung des europäischen Dialogs durch gemeinsame Jugendfahrten, Jugendwerkstätten, Diskussionsveranstaltungen und Begegnungen und Gespräche mit Entscheidungsträgern der verschiedenen EU Organe. Damit wird das eigene Motto Europa ein Gesicht jenseits der Schlagzeilen geben für zahlreiche Jugendliche erleb- und erfahrbar. Daher begrüße ich die Aktivitäten von Jugend bewegt Europa und wünsche uns, dass zahlreiche Jugendliche diese Angebote wahrnehmen und damit selbst zur Verankerung des europäischen Gedankens in ihrer und den nachfolgenden, aber auch vorausgehenden Generationen beitragen.

Im Dezember 2004